SOPF Impressum Datenschutz & Haftung Kontakt   

hhhjjÄ
Home        Skoliose        Skoliose-OP        Skoliose-Galerie        OP-Forum        Wissenswert        Links & Adressen        Persönliches


OP-Tagebuch von Leo99 & Mama Marina
(Autoren: Leo99 und Marina128 / Stand: 5. März 2013)


Eine Patientin - zwei OP-Tagebücher.
Dies ist das beeindruckende OP-Tagebuch der 13järigen Leonie und das OP-Tagebuch ihrer Mutter Marina.
 

Leos OP-Tagebuch

Bereits als ich 7 Jahre alt war, fiel meinen Eltern mein Rundrücken auf. Nachdem wir das beim Kinderarzt angesprochen hatten, hieß es immer nur "das verwächst sich noch".

Als ich Anfang 2010, mit zehn Jahren, Schmerzen bekam, wurden wir mit Verdacht auf Skoliose zum Orthopäden geschickt, der auch zuerst Skoliose diagnostizierte. Er meinte aber, mit ein wenig Sport und Achtung auf die Haltung würde sich das geben. Wir gingen von da an jedes halbe Jahr dorthin. Es tat sich nicht viel.

Anfang 2012 wurden dann neue Röntgenbilder gemacht, auf denen eine deutliche Verschlechterung des Rundrückens zu sehen war. Ich sollte schwimmen gehen und Krankengymnastik nach Schroth machen. Also ging ich in einen Schwimmverein und begann Anfang Mai auch mit der Krankengymnastik.

Im Oktober 2012 hatte sich wieder eine deutliche Verschlechterung gezeigt. Nun kamen auch als erstes die Begriffe Kyphose und OP ins Spiel. Unser Orthopäde schickte uns nach Köln zu Frau Prof. Bullmann. Auch die meinte, dass konservative Therapien wie Krankengymnastik oder Korsett nichts bringen würden, da drei Wirbel verblockt sind und alles hart verknöchert ist. Sie schlug vor, von vorne die Organe zur Seite zu schieben und die Wirbel zu zerfräsen und Puffer einzusetzen, danach die Aufrichtung und Versteifung von hinten durchzuführen. Ich fasste sofort Vertrauen zu ihr, doch da wir von Neustadt auch sehr viel Gutes gehört hatten wollten wir uns von dort auch nochmal beraten lassen.

So hatten wir Mitte Dezember 2012 in Neustadt ein Gespräch mit Dr. Messner und Dr. Nieselt. Auch von Dr. Messner bekamen wir zu hören, dass eine OP notwendig ist, man das Ganze aber auch von hinten machen kann erklärte aber auch nicht genau wie. Dr. Nieselt zeigte Prof. Halm dann noch die Bilder worauf beschlossen wurde, dass er operiert. Bei einem weiteren Gespräch mit Prof. Halm wurden unsere letzten Fragen geklärt. Er würde von hinten operieren, einen Keil aus der Brustwirbelsäule entfernen, dann aufrichten und versteifen. Da mir dort die OP von vorne erspart wurde, entschieden wir uns für Neustadt. Ab da verging die Zeit rasend schnell. Ich konnte nur einmal Blutspenden. Wir machten noch die letzten Besorgungen und dann war es auch schon soweit.


15.02.13 - Letzter Schultag
Nachdem ich mich in der Schule von allen Freunden und Lehrern verabschiedet habe, sind wir jetzt am Koffer packen. Wahnsinn, wie viel Gepäck wir brauchen: zwei große und einen kleinen Koffer, zwei große Rucksäcke, eine Tasche. Danach machen wir einen Spaziergang mit der ganzen Familie, den ich mir so gewünscht hatte (sogar mein großer Bruder ist mitgekommen). Eigentlich wollte ich ja Fahrrad fahren, doch das Wetter macht da nicht mit, es hat geschneit. Es tut richtig gut, nochmal mit allen an der frischen Luft zu sein. Danach kommen wir nach Hause und packen weiter. Wir beschließen, noch Essen zu gehen. Davor holen wir eine Freundin ab, die bei mir übernachtet. Auch das Essen gehen ist schön. Alle zusammen zu haben. Aufgeregt bin ich überhaupt nicht, die Freude allerdings ist riesig.

16.02.13 – Anreisetag
Schon früh morgens werden wir geweckt. Ich gehe mit meiner Freundin noch Fahrrad fahren, denn die konnte ich überreden, im Schneematsch zu fahren. Auch jetzt hält sich die Aufregung in Grenzen. Wir packen noch die restlichen Sachen und ich schaffe es gar nicht rechtzeitig mich fertig zu machen, bevor uns schon eine Freundin abholt, um uns zum Bahnhof zu bringen. Meine Freundin kommt mit, ich freue mich sehr darüber. Am Bahnhof dürfen wir erstmal eine halbe Stunde warten, aber dann bleibt wenigstens genügend Zeit um sich zu verabschieden.

Von der Zugfahrt kann man eigentlich nicht viel berichten, Zug fahren halt. Im Zug von Hamburg nach Lübeck stehen alle schon in den Gängen, er ist brechend voll. Ich habe schon Angst vor der Rückfahrt, wir beschließen, nicht am Wochenende zurück zu fahren.

Gegen 17.30 kommen wir dann endlich in der Ferienwohnung an. Wir (oder vielmehr meine Mutter) übernachten bei Frau Kressner. Man muss sagen, dass Frau Kressner starke Raucherin ist und man das auch in der ganzen Wohnung riecht. Daher nehmen wir auch den Koffer fürs KH mit nach oben. Wir gehen noch einkaufen bei Sky. Leider gibt es hier keine Bio-Paprika, die ich gerne esse. Abends essen wir dann noch Nudeln und ich muss sagen, die schmecken richtig gut. Abends schlafe ich dann auch ziemlich schnell ein.

17.02.13 – Aufnahmetag
Gegen neun kommen wir in der Klinik an und dürfen auch direkt aufs Zimmer. Dort ist schon eine Frau, ca. 50, die zwei Wirbel versteift bekommen hat. Sie wurde vor 2 Tagen operiert und ist schon sehr mobil. Aber es sind ja auch nur 2 Wirbel. Dann geht’s auch schon zur Schwester, die Blut abnimmt und mich noch untersucht.

Als wir fertig sind, beschließen wir Horsti einen Beuch abzustatten, der uns auch schon auf dem Flur der Station 42 entgegen kommt. Er hat einen supergeraden Rücken und ist auch schon sehr fit. Ich denke mir, wennn ich auch so ein Ergebnis habe und so schnell wieder fit bin, werde ich überglücklich sein. Wir freuen uns sehr darüber, ihn besuchen zu dürfen. Danke!

Danach haben wir ein Arzgespräch mit dem Assistenzarzt Dr. Leonhardt. Es dauert ca. eine Stunde, er erklärt uns alles super und ausführlich, sodass wir eigentlich keine Fragen mehr haben. Die OP wird für 13.30 Uhr angesetzt, die geplante Versteifungsstrecke ist TH4 bis L2. Operieren werden Prof. Halm und Dr. Jablonski. Dann geht’s aufs Zimmer und es gibt Essen. Was mich hier sehr wundert, ist, dass es hier fast so ist wie im Hotel. Einmal kommt ein Pfleger rein und begrüßt mich, geht dann wieder. Eine halbe Stunde später kommt eine Schwester und fragt ob ich etwas trinken möchte?! Es kommt mir so vor als wäre es ein Traum und jederzeit könnte jemand kommen und mich wecken und dann wäre alles weg, ich hätte keine Kyphose und müsste nicht operiert werden. Sehr komisch.

Nach dem Essen haben wir erstmal ein bisschen Zeit und gehen nochmal raus. Wir sind kurz im Aufenthaltsraum, machen Fotos und ich packe das Päckchen von Malve aus. Ich freu mich wie verrückt! Danach treffen wir uns nochmal mit Horsti, diesmal ein bisschen länger. Wir gehen ein bisschen spazieren. Auch dieser Spaziergang tut uns sehr gut. Wir machen dann auch Fotos. Ich denke mir immer noch: Wahnsinn, wie fit Horsti schon ist.

Dann heißt es warten. Wir werden auf dem Zimmer angerufen, wir sollen in Raum 2002, wo immer die Gespräche stattfinden, zum Oberarztgespräch kommen. Als wir dort sind, sehen wir schon 3 andere Patienten und der Oberarzt ist noch gar nicht da. Nachdem er dann kommt müssen wir immer noch warten. Ich muss sagen Dr. Takeh war sehr nett zu uns. Allerdings haben wir in dem Gespräch genau das selbe erfahren wir bei Dr. Leonhardt, nur noch mal von einem Oberarzt erklärt.

Dann haben wir endlich frei. Den Abend verbringen wir mit Spielen und unterhalten und zwischendurch gibt’s auch noch Abendessen. Als meine Eltern weg sind falle ich auch schon ins Bett, schreibe mit einer Freundin und schlafe auch relativ bald. Das Fotoshooting wusste ich nicht mehr richtig einzuordnen – auf jeden Fall wurden irgendwann am Tag noch einmal Vorher-Bilder gemacht. Und den Einlauf gabs Abends dann noch, ich hatte so Bammel davor, es war dann aber doch nicht so schlimm.

Die Nacht ist ziemlich unruhig. Gegen 23.00 Uhr geht der Feueralarm los, keine Ahnung warum, wohl Fehlalarm. Ca. um 4.00 Uhr morgens fängt ein Patient an zu rufen: "Frau Bullemann". Später erfahre ich von meiner Lieblingsschwester Diana, dass dieser Herr den Schwestern neue Namen gibt und sie dann immer ruft. Er ist wohl auch schon älter und sehr verwirrt.

18.02.13 – Tag der OP
Ich werde schon um 7.00 geweckt, weil die Schwestern reinkommen und Blutdruck und Fieber messen. Um 7.30 gibt es Frühstück, allerdings nur für die Frau neben mir. Ich habe schon sehr Hunger, da ich die Suppe gestern nicht gegessen habe. Aber gut. Ab dann kann ich auch nicht mehr schlafen. Ich bekomme Nachthemd und Netzhöschen, was ich nach dem Duschen anziehen soll, was mich sehr wundert, ich bin ja erst um 13.30 dran. Aber das muss ich dann wohl doch nicht. Um 9.45 kommen meine Eltern und bekommen erst einmal Ärger da ich ihnen gesagt hatte dass sie erst um 10 Uhr kommen sollen. Am Ende bin ich dann doch froh, denn um 5 vor 10 kommen die Schwestern und meinten, sie müssten mich jetzt schon holen. Da ich keine Tabletten schlucken kann bekomme ich statt der LMAA-Tablette einen Saft, der auf die Schnelle natürlich nicht wirkt. Also wird meine Haut "abgeschmirgelt" und die Neuro-dingsda (Name hab ich vergessen) drangemacht. Und dann geht’s auch schon zum OP. Oh Mann, die Fahrt ist echt lustig. Vorm OP kullern dann doch noch Tränen, es geht alles so schnell… Im Vorbereitungsraum bekomme ich direkt eine Nadel in die Hand. Dort wird dann ein weißes Mittel reingegeben, das mich müde machen soll. Ich frage mich noch, ob es das Nakosemittel ist, bin aber auch schon nach 5 Sekunden weg.

Als ich aufwache, sehe ich gerade noch Prof. Halm, der mir die Schmerzpumpe einstellt (Ich muss sagen, später war er auch der einzige von den Visiten-Ärzten, der nach der Schmerzpumpe geguckt hat). Er zeigt meinen Eltern dass ich meine Beine bewegen kann. Die Versteifungsstrecke ist kürzer als geplant: TH7 bis L1. Eine Mischung aus Orientierungslosigkeit, Überwältigung, Erleichterung und Schmerzen bringt mich zum Weinen. Ich bin so froh, es geschafft zu haben. Wir haben einen supernetten Pfleger, der meinen Eltern Stühle und Kaffe anbietet. Sie dürfen ganze 5 Stunden bei mir bleiben. Das Schmerzmittel nimmt mich sehr mit, sprechen ist so anstrengend aber ich kann klar denken. Ich will auch sofort meinen iPod haben um etwas ins Forum zu schreiben, habe hier aber keinen Empfang. Mist. Ich habe großen Durst, darf aber nur nach und nach trinken, damit mein Magen alles bei sich behält, was er auch tut. Da mein Zuckerwert auch noch sehr niedrig ist, bekomme ich ein Wasser-Apfelsaft-Gemisch. So geht das dann auch weiter, zwischendurch schlafe ich, spreche mit meinen Eltern und muss immer wieder wenn der Arzt kommt Beine anziehen, drücken und heben.

Abends gehen dann meine Eltern gegen halb neun. Die Nacht ist sehr unruhig. Neben mir liegt ein älterer Herr der sich gegen die Atemmaske wehrt. Immer wenn ich gerade beim Eindösen bin piepst es, der Blutdruck wird gemessen oder ein kurzer Schmerz zuckt durch meinen Bauch und macht mich hellwach. Gegen halb vier bekomme ich Oramorph von der Nachtschwester und kann endlich schlafen, bis ich dann um halb sechs wieder aufwache.

19.02.13 – Ein Tag nach OP
Wann die Abnahme war, kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Auf jeden Fall kommt dann ein witziger Pfleger, der mich etwas aufmuntert, soweit es möglich ist wenn man unter Schmerzmitteln steht. Na, zumindest habe ich nicht zu starke Schmerzen. Auf der "Neustädter Schmerzskala" (von 1 bis 10) liegen sie auf 4. Zum Frühstück bekomme ich ein Getränk, das nach einer Mischung zwischen Energy Drink und Milchshake schmeckt. Da ich beides nicht mag schmeckt es mir nicht besonders. Gegen 9 kommt dann Pfleger David mich abholen. Da bin ich echt froh drüber. Ich bekomme eine neue Zimmernachbarin, welche irgendetwas in die Bandscheiben gespritzt bekommt und wirklich sehr nett, aber auch schon ca. 50 ist. Die ganzen Kinder und Jugendliche kommen wohl erst in den Osterferien. Schade.

Hier habe ich auch Empfang und kann ins Forum schreiben. Danach skype ich mit einer Schulfreundin. In der Klasse geht die Grippe rum, es fehlen 13 Schüler. Danach kommt noch Horsti vorbei, der morgen entlassen werden soll. Er bringt mir noch etwas mit, bei den vielen Geschenken, die ich bekommen habe, weiß ich allerdings nicht mehr, was von ihm ist.

Am Vormittag kommt Chorus vorbei. Ich finde ihn sehr nett, auch wenn ich sehr unter Schmerzmitteln stehe. Ich bin so viel Gift nicht gewöhnt, da ich keine Schmerzmittel nehme. Außerdem ist mein HB-Wert sehr niedrig, zwei Tage später liegt er bei 7,9, ich weiß nicht, wo er jetzt liegt.

Am Nachmittag kommt eine Physiotherapeutin, ich bin aber noch viel zu fertig um mich zu bewegen. Also wird die Schmerzpumpe von 5 auf 3 runter gestellt. Schon jetzt habe ich starke Schmerzen. Dann kommt Lorenzo. Wir erkennen ihn sofort: der gut gelaunte Italiener. Er kitzelt mich wohl an den Füßen, um mich zum Lachen zu bringen (was ihm auch gelingt), ich kann mich aber nicht mehr daran erinnern. Danach soll ich mich hinsetzen. Ich habe sehr große Angst davor. Also 1,2,3, ausatmen und auf die Seite. Dann 3,2,1, ausatmen und hinsetzen. Das tut so weh, aber meine Mutter macht gleich ein Foto. Dann kann ich mich hinstellen, was wiederum so erleichternd ist, dass ich mich gar nicht mehr hinsetzen will. Leider muss ich das doch. Und auch wieder hinlegen. Und danach habe ich sehr starke Schmerzen. Das ist so mein Tief nach der OP. Immer wieder danke und sage ich: "Ich kann das nicht, ich schaffe das nicht, ich bereue die OP so, warum muss ich das haben?". Jetzt muss auch noch mein Vater gehen. Er muss wieder zurück nach Mainz. Nach ca. 1 ½ Stunden wirkt dann das Schmerzmittel aus der Pumpe, die inzwischen wieder auf 5 hochgestellt ist und nochmal eine Extraladung Schmerzsaft. Dann schlafe ich auch erstmal und danach denke ich immer wieder daran, wofür ich das mache, was mich aufmuntert. Wir schauen uns dann noch Keinohrhasen an. Echt fies, wenn lachen so weh tut… An den Rest des Tages kann ich mich kaum erinnern. Ich bin sehr müde. Irgendwann gehen meine Eltern. Die Nacht kann ich nicht gut schlafen, die Schläuche stören mich sehr. Außerdem liege ich normalerweise nicht auf dem Rücken.

20.02.13 – Zwei Tage nach OP
Gegen 7.20 kommt meine Mutter. Ich bin wohl schon wach. Da kommt auch schon die Visite. Mittwochs ist ja immer Chefarztvisite, also ist Prof. Halm auch da. Dr. Jablonski, der mich auch operiert hatte, ist wohl auch da, ich nehme ihn aber nicht bewusst wahr. Prof. Halm fragt, ob ich schon gestanden bin. Als meine Mutter die Antwort bejaht, fragt er auch schon "Und?". Natürlich bekommt er ein Lob von meiner Mutter. Er fragt nach Schmerzen, schaut nach der Schmerzpumpe. Zum Frühstück bekomme ich schon Roggenbrötchen mit Wurst und Käse. Ich esse nur wenig, aber es schmeckt.

Heute Vormittag kommt die Schwester. Ich soll mich auf die Seite drehen, es klappt schon viel besser als gestern. Dann wird auch schon gleich mein Rücken gewaschen, ich bekomme ein frisches Hemd, es gibt ne neue Bettunterlage und dann kann ich endlich wieder in die Rückenlage, was für eine Erleichterung. Ruhe? Pustekuchen! Nach 10 Minuten kommt auch schon Lorenzo, gut gelaunt, wie immer. Ich möchte mich nicht auf die Seite drehen und mich schon gar nicht mehr hinsetzen. Aber Lorenzo lässt nicht mit sich verhandeln, also was bleibt mir anderes übrig? Wir laufen dann ein Stück hinaus auf den Flur – dann will mein Kreislauf nicht mehr und es geht zurück ins Bett. Ich muss bei jedem Schritt überlegen, es ist ein so andres Gefühl, fast wie aufgespießt. Ich will mich wieder nicht hinsetzen. Lorenzo meint dann noch, ich könnte auch den ganzen Tag stehen bleiben, also entscheid ich mich mehr fürs Hinsetzen. Die Schwester und meine Mutter bürsten mir dann noch die Haare und dann darf ich mich auch wieder hinlegen – welch eine Wohltat. Irgendwie möchte ich das später auch mal machen, Physiotherapeutin für Wirbelsäulen-Operierte.

Zum Mittagessen gibt’s eine Riesenpellkartoffel mit Quark. Auch jetzt esse ich nicht viel. Danach geht meine Mutter dann nach Hause und wir beiden schlafen ne Runde. Als meine Mutter wiederkommt schauen wir uns Zweiohrküken an. Wieder gemein, wenn lachen so weh tut.

Nachmittags bekomme ich Besuch von TheMally (sie wurde auch hier operiert und macht jetzt hier ihre Reha). Sie ist nett und witzig, aber es ist sehr anstrengend. Der restliche Tag besteht aus ein wenig reden und viel schlafen. Ich bekomme einen weiteren Tropf angehängt, ich trinke noch zu wenig. Nachmittags schlägt dann die Schwester vor, die Eigenblutspende, die ich bei der OP nicht gebraucht habe, mir über einen Zugang zu geben, da mein HB noch bei 7,9 liegt. Dann kommt auch ein Arzt, der davon abrät. Wir hören auf ihn.

Die Nacht ist nicht so toll. Ich habe Schmerzen, die ich in meine Träume einbaue.

21.02.13 – Drei Tage nach OP
Bei der Arztvisite wird wieder die Eigenblutkonserve vorgeschlagen. Wir lehnen ab. Lorenzo kommt, wir laufen bis zum Flurende, machen die Tür auf. Endlich Frischluft, aber dann muss ich leider auch schon zurück. Schade.

Nun drehe ich mich sehr oft. Jedes Mal muss meine Mutter neu auspolstern. Ich bekomme Abführzäpfchen. Ein bisschen helfen sie.

Was es zum Mittagessen gibt, weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall bekomme ich ein Päckchen von Fam. Knußmann, mit der sich meine Mutter vor der OP auch getroffen hatte (eine operierte Patientin von meinem Physiotherapeuten). Von Stoni bekomme ich eine Grußkarte und freue mich sehr. Danke!

Die Nacht ist wieder nicht so gut. Ich klingle nach der Schwester, die mich auf die Seite dreht. Oft. Nach dem 4. Mal meint sie dann, das könnte nicht so weitergehen und ich soll jetzt schlafen. Danach traue ich mich auch gar nicht mehr, wegen meiner Schmerzen zu klingeln. Ich habe die selben Träume wie letzte Nacht. Baue die Schmerzen mit in sie ein. TheMally hat mich heute zwei Mal besucht, doch ich kann mich nur schlecht daran erinnern.

22.02.13 – Vier Tage nach OP
Morgens verlange ich schon nach Lorenzo. Ich will raus aus dem Bett, Liegen tut auf die Dauer weh. Wir gehen bis zur Messlatte. Ich bin 2 ½ cm gewachsen, bin noch nicht größer als meine Mutter, Mist. Danach gehe ich allein bis zum Ende des Flures, Lorenzo und meine Mutter müssen noch die Beutel tragen. Wir gehen auch Treppen. Gar nicht so schlimm, wie ich dachte. Danach geht’s wieder ins Bett, mein Kreislauf will nicht mehr. Lorenzo gibt den Schwestern Bescheid, dass ich den Blasenkatheter nicht mehr brauche – juhu! Meine Lieblingsschwester Diana (sie ist echt die Beste) kommt zum Schläuche ziehen. Oh Mann, hab ich Schiss. Besonders vorm Pflaster ziehen. Ich beginne vorher noch, ihr ganz viel zu erzählen, um das Ziehen noch heraus zu zögern. Da kommt auch schon ein Mann vom Röntgen und will mich mitnehmen. Er ist nett, muss aber warten. Diana meint schon "Das geht noch nicht, da müssen sie noch eine Weile warten".

Als erstes kommt der Blasenkatheter dran. Ist gar nicht so schlimm. Also das erste Mal Pflaster abmachen. Gaaaaaaaaanz vorsichtig und immer beim Ausatmen ist meine Voraussetzung. Und tatsächlich ist es unangenehm, da ich bei jeder kleinen Berührung verkrampfe. Endlich ist das Pflaster ab, erst einmal durchatmen. Dann wird der Schmerzkatheter gezogen. Dann die Wunddrainage – gar nicht so schlimm. Diana – ein wirklicher Schatz - schneidet den Rand des Plasters extra dünn. Danach geht meine Bettnachbarin nach Hause. Sie ist wirklich nett und fragt nach meiner Nummer, um sich später zu erkundigen wie es mir geht.

Dann erstmal durchschnaufen, bevor es zum Röntgen geht. Das Schläucheziehen war sehr anstrengend. Aber als wir dann gehen, schaffe ich es tatsächlich bis zum Röntgen zu laufen. Wir müssen warten. Durch das stehen macht mein Kreislauf schlapp, wir brauchen doch den Rollstuhl. Ich werde sogar vorgezogen. Nach der Fahrt zurück ins Zimmer bin ich echt kaputt. Doch die Mühe hat sich gelohnt: die
Bilder sehen toll aus. Auch von der Blutkontrolle gibt es gute Neuigkeiten: mein HB-Wert ist über 9 gestiegen. Super!

Danach kommt TheMally. Ich bin das erste Mal richtig fit und kann mit ihr schön quatschen.

Um halb sieben kommt mein Bruder einfach so zur Tür rein. Ich staune erstmal Bauklötze und denke, ich habe Halutinationen von den Schmerzmitteln. Als ich es dann richtig realisiere, freue ich mich riesig. Er ist extra 7 Stunden hierher gefahren nur um mich zu besuchen! Das gibt dann auch meinem Kreislauf einen Schub. Als TheMally dann noch das zweite Mal kommt, habe ich richtigen Bewegungsdrang und wir laufen über die Flure. Wir verabreden uns für den nächsten Tag um 10.30, um zur Ostsee zu laufen. Mann, freue ich mich!

Als ich mich dann abends noch im Bad sehen kann, freue ich mich noch mehr. Mein Rücken ist so gerade, das ist der Wahnsinn!
Die Nacht kann ich viel besser schlafen. Ich kann mich frei auf den Bauch drehen und schlafe das erste Mal ohne Schmerzen. Das ist toll und tut richtig gut.

23.02.13 – Fünf Tage nach OP
Ich schlafe das erste Mal richtig aus. Das Frühstück kann ich das erste Mal im Sitzen einnehmen, super. Alles klappt viel besser als mit Schläuchen. Lorenzo kommt heute leider nicht, er ist über das Wochenende nicht da. Schade.

Alles verzögert sich ein bisschen, wir beschließen, nachmittags an die Ostsee zu gehen.

Ich darf das erste Mal endlich duschen. Die Haare wasche ich mir noch nicht, mein Kreislauf ist sehr schwach. Aber ich schaffe es alleine, wie auch das Anziehen. Das freut mich riesig. Danach bin ich aber auch sehr kaputt und falle zufrieden ins Krankenhausbett.
Nachmittags geht es dann an die Ostsee. Ich brauche zwischendurch Pausen und muss mich hinsetzen, aber ich schaffe es auch schon, über die Steine zu "klettern". Zwischendurch spielt mir mein Gleichgewicht einen Streich und ich knicke um, echt komisch, aber ganz witzig. TheMally und ich beginnen jetzt, nach Bernstein zu suchen. Und – Tadaaa - wir finden ein Stück (später finden wir heraus, dass es Glasscherben sind, von dem Wasser abgerundet, finden sie aber trotzdem schön).

Die Ärztin kommt erst nachmittags zur Visite. Voraussichtlich kann ich Mittwoch gehen. Auch die Schmerzmittel können von 15-5-15 mg auf 10-0-10 mg reduziert werden. Nachdem ich mich nochmal ausgeruht habe gehen wir mit TheMally noch ein bisschen im KH spazieren. Alles ist super nur mein Kreislauf will nicht so wie ich. Mist.

Auch diese Nacht schlafe ich sehr gut.

24.02.13 – Sechs Tage nach OP
Heute kommen meine Mutter und mein Bruder erst um 9 Uhr ins KH. Ich habe auch heute am Tisch gegessen, bis mein Kreislauf sich mal wieder beschwert hat. Als sie dann da sind, lösen wir auf dem Handy von meinem Bruder Rätsel, mit der Absicht, den Rekord zu knacken, was uns dann auch irgendwann gelingt.

Heute Mittag gibt es grüne Nudeln mit Hähnchenfilet, schmeckt sehr lecker. Wir machen eine längere Mittagspause. Nachmittags kommen dann nochmal Mama und mein Bruder. Er verabschiedet sich quasi nur. Ich bringe ihn noch mit nach vorne, meine Mutter wird ihn bis zum Bahnhof bringen. Mein Kreislauf macht relativ schnell schlapp, ich muss den Rückweg antreten. Meine Mutter schaut mir besorgt hinterher und ich überlege, ob ich so tun soll, als würde ich straucheln. Ich entscheide mich aber dagegen, ist doch sehr fies.
Dann kommt TheMally und zeigt mir Bilder von ihrer Krankenhaus-Zeit. Da kommt auch schon meine Mutter, pitschnass vom Regen.
Nach dem Abendbrot kommt TheMally dann nochmal vorbei und wir gehen noch ein bisschen spazieren, bei der Gelegenheit zeigt mir TheMally noch ihr Reha-Zimmer. Abends falle ich dann auch müde ins Bett.

25.02.13 – Sieben Tage nach OP
Wahnsinn, jetzt ist schon eine Woche vergangen. Morgens als Lorenzo kommt spielen wir erstmal Laufsteg. Ich darf hin und her laufen und Lorenzo beurteilt meinen Gang. Ich laufe wohl nach links geneigt und ziemlich angespannt. Also, rechte Schulter runter und Arme schwingen, so darf ich jetzt die nächste Zeit erstmal laufen. TheMally kommt da auch schon und darf zusehen. Danach bringt mir Lorenzo das richtige Sitzen bei: Ar*** nach hinten strecken und mit den Knien runter. Sieht total bescheuert aus, finde ich. Danach geht’s dann duschen, diesmal mit Haare waschen. Auch das klappt super, ich habe aber Angst vorm Pflaster abmachen. Das verbinden wir dann gleich mit den Nachherfotos. Danach geht’s dann wieder aufs Zimmer, ich bin echt geschafft. Aber nach 10 Minuten kommt die Frau rein und meint, dass sie mit der Kamera nicht klarkommt und die Bilder nochmal machen muss. SUPER, also dann den ganzen Spaß mit Pflaster abmachen nochmal. Wenigstens kann es die Frau gut und ich habe ja eh nichts zu tun.

Als Mittagessen gibt es Currywurst mit Pommes – lecker. Das Essen darf man sich wenn man unter 18 ist hier u.a. vom sogenannten "Currywurstzettel" aussuchen. Da gibt es dann lauter Gerichte wie Pommes, Currywurst, Kartoffelsalat usw. Danach kommt TheMally nochmal und wir gehen auf ihr Zimmer. Als ich wieder zurück auf meinem Zimmer bin (ich kann leider nicht ewig bei TheMally bleiben, sie hat ja auch Anwendungen), telefoniere ich noch mit meinem Bruder. Danach steht dann auch wieder Lorenzo im Zimmer. Es wäre wohl ein Patient ausgefallen und da ich ja schon in drei Tagen gehe (wir haben beschlossen, erst Donnerstag zu fahren), kommt er jetzt nochmal vorbei. Jetzt lerne ich das richtige Bücken und Übungen, die ich die nächste Zeit öfters machen soll. Abends kommt dann nochmal TheMally vorbei und wir gehen noch ein bisschen an die frische Luft.

26.02.13 – Acht Tage nach OP
Heute wecken mich die Schwestern das erste Mal, danach schlafe ich ein, bis mich die Visite nochmal weckt. DiesmaI ist es Dr. Thomsen. Ich finde ihn witzig, ohne dass er etwas witziges macht oder sagt, aber er hat eine lustige Art. Lorenzo kommt wie üblich um 10, wir machen wieder Übungen. Danach gehen wir runter Wäsche waschen, begegnen auf dem Flur schon TheMally, die uns dann begleitet.

Heute bekomme ich einen neue Zimmernachbarin, die 72-jährige Frau L.. Sie erzählt viel und nervt mich. Ihr wird der Spinalkanal erweitert, was sie mir bestimmt 5 Mal sagt. JA, FRAU L.!

Nachmittags gehe ich mit TheMally nochmal an die Ostsee. Den Rest des Tages passiert nicht viel. Frau Läufer guckt sich irgendeinen Privatscheiß an, ich versuche zu schlafen. Tu ich dann irgendwann auch.

27.02.13 – Neun Tage nach OP
Heute kommt meine Mutter schon früh, um bei der Chefarztvisite dabei zu sein. Aber denkt ihr, die machen sich die Mühe nochmal bei mir vorbei zu schauen? Pustekuchen! Tja Mama, Pech gehabt, jetzt bist du umsonst früh aufgestanden.
Um ca. 9 Uhr wird Frau L. zur OP abgeholt. Vorher quatscht sie sich noch die Aufregung bei mir raus. Heute gehe ich wieder duschen und brauche das Duschpflaster. Leider bin ich immer noch empfindlich, worauf ich gleich Anschiss von der Schwester bekomme. "Leonie, jetzt halt doch mal still!" "Ja, Schwester Silke, ich verkrampfe aber doch so gern, warum sollte ich das lassen?" (ich hab es nicht wirklich gesagt, aber gedacht).

Lorenzo kommt genau jetzt, wo ich sowie so schon schlechte Laune habe. Er nimmt sich viel Zeit für die Fragen meiner Mutter und spricht mir auch noch mal Mut zu. Da kommt auch schon TheMally und wir machen nochmal ein Foto zusammen. Morgen geht es ja auch schon los… Frau Dr. Beardi, die Ärztin, kommt auch nochmal vorbei zum Abschlussgespräch. Danach gehen wir auf die Terrasse, die Sonne scheint so schön. Danach kommt auch schon das Mittagessen, Schnitzel mit Kartoffelsalat. Auch das schmeckt und ich esse, wie ich finde, richtig viel.

Nach einer kurzen Verschnaufpause geht’s dann nochmal Duschen und Haarewaschen. Danach kommt auch schon relativ bald Dr. Beardi, die sich die Naht anschauen will und erst einmal warten muss, bis das Pflaster ab ist. Zum Glück darf das meine Mutter machen. Sie ist zufrieden, und ab Montag brauche ich gar kein Pflaster mehr… JUHU! Danach gehe ich zu TheMally, wir beschäftigen uns nochmal. Schließlich muss ich ja schon morgen abreisen…

Für den Nachmittag ist geplant, wieder mit TheMally an die Ostsee zu gehen. Aber vorher gibt Schwester Diana noch eine Stunde im Thrombosespritzenkurs. Wer ist danach wohl mehr erleichtert, meine Mutter oder ich? Danach gehe ich mit TheMally an die Ostsee. Vorher lassen wir uns noch von Diana zwei Urinbecher zum Steine sammeln geben. Tja, was gibt es für eine bessere Übung als Steine sammeln zum richtigen Bücken? Zwischendurch werden wir sogar von einem Herrn angesprochen, warum wir da im Sand hocken. Aber gut. Als ich zurück komme, kommt mein Vater. Ich freue mich sehr, auch wenn es morgen nach Hause gehen soll. Ich glaube, er freut sich auch. Als ich wieder zurück bin, kommt Frau L. auch schon wieder von der Wachstation und erzählt mir erstmal, wie schlimm ihre Schmerzen sind. Ja klar.

Abends bekommen wir das Modell der Stangen, die bei mir und TheMally im Rücken sind. Natürlich machen wir gleich ganz viele Fotos davon. Von Diana bekommen auch ich und meine Mutter diese schönen Neustadt-Reha-Taschen. Abends gehe ich spät nochmal mit TheMally raus. Ich darf leider nicht so lange, bin ja erst 13. Als ich zurück bin schaut sich Frau L. wieder so ein Scheiß im Fernsehen. Ich bin hundemüde, doch Frau L. macht erst um 24.00 das Licht aus. Hm.

28.02.13 - Abreisetag
Ich werde auch heute schon früh geweckt – heute geht es nach Hause. Ich will hier nicht weg, die letzten Tage waren soooo schön! Besonders mit TheMally. Schade, dass ich gehen muss. Erst um 9 kommen meine Eltern, um die Sachen zu packen. Ich gehe nochmal mit TheMally spazieren. Wir planen, so gegen halb zehn zu fahren. Naja. Nochmal Fotos machen, mit allen lieben Menschen dort. TheMally und ich begegnen noch Lorenzo, dem ich jetzt endgültig Tschüss sagen kann. Irgendwann kommt mir die Idee, mein Praktikum hier zu machen. Ja, das werde ich. Um halb 10 (glaube ich) hat TheMally wieder Anwendung. Sie meint, dass sie in 20 min fertig ist, also warten wir noch so lange. Wir verabschieden uns noch von Fr. Nieselt in der Ambulanz und bringen Pfleger Hans-Jürgen noch etwas auf die ITS. So zögert sich das Ganze noch bis auf 10.30 heraus. Wir treffen dann auch noch Rayan, wenn auch nur ganz kurz. Sie kommt dann auf mein Zimmer neben Frau L.. Die Arme.

Am Auto, wo TheMally noch mitkommt, muss ich dann doch weinen. Aber ich werde ja alle wiedersehen. Auch TheMally, das haben wir so ausgemacht.

Den Autositz haben wir gut ausgepolstert, sodass das halbe liegen eigentlich okay ist. Die Fahrt ist gar nicht so schlimm, wie ich dachte. Wir machen ca. jede Stunde eine Pause, ich laufe ein bisschen. So lässt es sich bis Mainz ganz gut aushalten und ich benötige auch keine Schmerzmittel. Abends bin ich dann aber doch sehr müde.

20.02.13 – Der erste Tag zu Hause
Ich habe zwar gut geschlafen, aber nicht lange, da das Liegen jetzt doch sehr weh tut. Ich stelle fest, dass das Bett sehr niedrig ist, gewöhne mich aber schnell dran. So zu Hause ist es doch ganz schön, ich vermisse aber alle aus Neustadt ganz dolle. Ich bekomme auch schnell Abwechslung, meine Freundin kommt vorbei. Der Besuch ist zwar schön, aber anstrengend. Ich muss abends auch weinen, es ist so anstrengend und es ärgert mich, dass ich nichts machen kann. Aber auch die zweite Nacht schlafe ich gut, diesmal haben wir (oder vielmehr meine Mutter) das Bett ein bisschen besser ausgepolstert.


Tja und die letzten Tage, was soll ich sagen, sie waren besser. Ich war ein bisschen in der Sonne spazieren, sogar mit der Freundin Eis essen. Es ist aber alles noch sehr anstrengend. Aber ich würde schon sagen, dass sich die OP gelohnt hat, soweit ich das jetzt schon beurteilen kann. Die nächsten Wochen wird sich zeigen, wie alles läuft, aber ich denke, es wird besser werden. Ich bin auf jeden Fall stolz auf meinen neuen Rücken, auch wenn die ersten Tage nicht ganz so schön waren.

Bedanken möchte ich mich bei ganz Vielen. Als erstes bei meiner Mutter. Sie war die ganze Zeit bei mir und hat sich um mich gekümmert, ist dafür sogar in diese blöde Ferienwohnung gegangen. Anfangs habe ich ja gesagt, sie braucht nicht mitzukommen aber am Ende bin ich doch froh, dass sie bei mir war. Auch dass mein Bruder da war, finde ich schön, es hat mir einen richtige Schub gegeben. Und auch mein Vater hat sich um mich "gekümmert" so weit er das von zu Hause aus konnte. Danke euch!
Dann vielen Dank an TheMally. Es war so schön mit dir, besonders am Strand. Ich vermisse dich sehr und ich werde die Zeit im Klinikum nie vergessen, besonders die letzten Tage! Durch dich bin ich so schnell fit geworden und du hast es mit mir ausgehalten, das ist auch ne Leistung… Und natürlich auch bei den Schwestern. Besonders Diana. Sie ist so witzig und meine absolute Lieblingskrankenschwester. Und auch bei Ute, der witzigen Stationsassistentin, und natürlich bei Lorenzo, dem immer gut gelaunten Italiener. Und bei euch allen aus dem OP-Forum, besonders bei Stoni. Ihr habt mich so unterstützt, auch vor der OP. Ich habe hier so viele Erfahrungen gehört und bin echt sehr dankbar dafür.

Liebe Grüße, Leonie                            
[zu Leos Reha-Bericht]

Mama Marinas OP-Tagebuch

Hier kommen nun die Eindrücke von mir zu Leonies Operation und auch über die Zeit davor. Obwohl es nur einen kleinen Ausschnitt meiner Gefühls- und Gedankenwelt zeigt, ist dieser Bericht aus Muttersicht doch recht lang geworden...

Oktober 2012
Dein Orthopäde Dr. P. ordnet bei unserem regelmäßig halbjährlichen Besuch ein Kontrollröntgen an. Die Bilder zeigen, dass sich Dein Rundrücken verschlechtert hat. Erstmals stellt er die Diagnose "Kyphose", bislang hatte er stets von Skoliose gesprochen. Er überweist uns nach Köln zu Fr. Prof. Bullmann mit den Worten, dass sie bitte feststellen soll, ob eine Indikation für eine OP oder ein Korsett vorliegt. Mir fällt die Kinnlade hinunter – OP? Bislang hat Dr. P. immer wieder gesagt "ein bisschen Sport, Acht geben auf eine gute Haltung, dann wird das schon."

Du bist von der Idee einer OP an sich gleich angetan, ich bin mehr als entsetzt, kann mein Entsetzen nicht ganz verbergen. Unbemerkt von Dir rufe ich bei Deinem Physiotherapeuten an, zu dem ich großes Vertrauen habe, und erzähle ihm unter Tränen, was Dr. P. so plötzlich und aus heiterem Himmel gemeint hat. Alles in mir schreit "Eine OP? Niemals! Niemals lasse ich mein Kind an der Wirbelsäule operieren!". Dein Physiotherapeut verspricht mir, sich Deinen Rücken nun noch gezielter anzusehen und mich wieder zurückzurufen. Mich ermahnt er zur Besonnenheit und vor allen Dingen, alles möglichst sachlich zu betrachten. Ich vereinbare also einen Termin bei Fr. Prof. Bullmann, wir bekommen ihn für Ende November.

Dein Physiotherapeut ruft mich zurück, er erklärt mir, dass es bei Deinem Rücken evtl. wirklich das Beste sei, wenn er operiert würde, da sowohl Deine Kyphose als auch die damit verbundene Lordose (Hohlkreuz) ausgeprägt sei. Er gibt mir die Telefonnummer einer Familie, deren Tochter vor fast 2 Jahren ebenfalls an der Wirbelsäule versteift wurde und die seither viel glücklicher sei. Er gibt uns noch die Adresse der Schön-Klinik in Neustadt, von dieser hätte er nur Gutes gehört und dort würden sehr erfahrene Wirbelsäulenspezialisten arbeiten. Also vereinbare ich noch einen Termin in Neustadt für Mitte Dezember.

Telefoniere mit der Jugendlichen, die vor fast 2 Jahren operiert wurde und auch mit ihrer Mutter, diese versteht mich und meine Ängste so gut. Es tut mir unglaublich gut, so offen mit jemanden reden zu können, der meine Situation und meine Gefühlslage nachvollziehen kann.

Erkundige mich wegen Freistellung von meiner Arbeitsstelle, leider sieht der Gesetzgeber bei Kindern ab 12 Jahren nicht mehr vor, dass Eltern für ihre Kinder bei Untersuchungen dieser Art und/oder Krankheit freigestellt werden. Na, prima! Sollst Du in der Vorstellung unserer Politiker etwa alleine nach Köln und Neustadt fahren? Ich reiche also Urlaub ein.

Ich recherchiere viel im Internet, auch hier im OP-Forum, alles macht mir so unglaubliche Angst!

November 2012
Papa, Du und ich fahren nach Köln zu Fr. Prof. Bullmann. Nach einer langen Wartezeit nimmt sie sich sehr viel Zeit für uns, sieht sofort anhand der mitgebrachten Röntgenbilder, dass Du drei Brustwirbel hast, die im vorderen Bereich zusammengewachsen sind und die die Ursache für Deine Kyphose sind. Nach einer speziellen Röntgenaufnahme, bei der Du Dich über ein Kissen möglichst weit nach hinten aufrichten sollst, erkennt sie, dass Du das gar nicht kannst. Deine Mobilität ist schon zu stark eingeschränkt. Fr. Prof. Bullmann erklärt uns auch sehr nachvollziehbar, dass konservative Behandlungen (KG, Korsett) Dir nicht wirklich helfen können, da die Blockwirbel eine Aufrichtung gar nicht möglich machen, einzige Möglichkeit ist die OP. Zu Dieser rät sie dringend, da Deine Kyphose, die bei ca. 70 bis 80 ° liegt, im Wachstum noch zunehmen wird und Dir starke Rückenschmerzen verursachen wird. Zudem werden Deine Organe, speziell Lunge und Herz, nicht genügend Platz haben. Ich muss weinen, habe mich gar nicht im Griff. Fr. Prof. Bullmann fängt diese Situation auch speziell Dir gegenüber sehr gut auf. Wir erklären ihr offen, dass wir noch einen weiteren Termin in Neustadt haben, sie begrüßt das. Sie kennt das Team um Hr. Prof. Halm noch aus Münster, ist sich sehr sicher, dass wir dort das Gleiche zu hören bekommen, findet aber eine Zweitmeinung sehr wichtig für uns. Sie reserviert für Dich schon einmal zwei OP-Termine für Mitte März, denn sie muss Dich in zwei Schritten operieren: zum einen von vorne, um die Verblockung zu lösen (sie will Dir sozusagen Zwischenräume "fräsen", dann Puffer einsetzen, anschließend Öffnung / Aufrichtung / Versteifung von hinten). Es hört sich alles furchtbar an. Das einzig Gute ist, wie nett, menschlich und kompetent Fr. Prof. Bullmann ist. Sie erklärt auch gleich, dass sie selbst operieren würde, da diese OP doch etwas schwieriger sei. Sollten wir uns gegen eine OP oder für eine OP in Neustadt entscheiden, so sollten wir nur bitte den Termin bei ihr absagen. So ein Angebot nenne ich mal menschliche Größe!

Ich lese weiter im Internet, unterhalte mich einige Male mit Deinem Physiotherapeuten. Frage bei uns bekannten Ärzten nach, wer im Bereich der Kyphose die meiste OP-Erfahrung hat. Mist, wie komme ich als Laie nur an die richtige Empfehlung? Du findest Fr. Prof. Bullmann so nett, dass Du auch nur von ihr operiert werden möchtest. Den zweiten Termin in Neustadt findest Du überflüssig. Es bedarf einiger Überzeugungsarbeit, dass eine Zweitmeinung so wichtig ist, schließlich geht es ja um so viel. Du bekommst speziell mein Zögern und Hadern in puncto OP teilweise mit, also lässt Du Dich schweren Herzens auf eine Zweitmeinung und die lange Fahrt nach Holstein ein.

Dezember 2012
Meine Nächte gestalten sich kurz. Immer wieder stelle ich mir die Frage: OP ja – OP nein, können, dürfen wir Eltern eine so weitreichende Entscheidung für und mit Dir treffen? Müssen wir es gar? Meine Gedanken spielen Karussell, die Recherchen im Internet können Seelentröster, aber auch Schlafräuber sein.

Mitte Dezember haben wir den Termin in Neustadt/Holstein. Wir müssen nicht lange warten, in dieser Klinik ist das Team ziemlich termintreu, das werden wir auch noch später feststellen dürfen. Du hast den Untersuchungstermin bei Fr. Dr. Nieselt und Hr. D. Messner. Ich hatte bereits im Vorfeld vor meinen evtl. Tränen gewarnt, damit Du nicht wieder aus lauter Mitgefühl zu mir mit traurig werden musst. Die beiden Ärzte raten ebenso wie Fr. Prof. Bullmann in Köln dringend zu einer OP. Ein Korsett würde bei Dir nichts bringen (diese Nachricht findest Du sehr positiv). Nun muss ich in der Tat wieder ein wenig weinen, Mist. Aber es ist nicht mehr so schlimm wie in Köln, da die Nachricht nicht mehr neu ist. Trotzdem, dieses Alternativlose finde ich ganz schlimm. Bei dem Gespräch geht es sehr persönlich zu, wir fragen die Ärzte z. B. wie sie als Eltern handeln würden. Die Antwort ist eindeutig: ja, ich würde mein Kind mit dieser Diagnose auch operieren lassen. Es gibt jedoch einen Unterschied zu Köln: Dr. Messner stellt in Aussicht, dass die OP evtl. ausschließlich von hinten erfolgen kann. Wie soll das denn klappen? Uns fehlt die Vorstellungskraft. Dr. Nieselt sagt uns zu, Deine Bilder auch Hr. Prof. Halm zu zeigen und uns anzurufen. Auf unsere Frage, ob denn Prof. Halm mit operieren würde, erhalten wir ein "JA", wenn wir denn einen Termin finden. Wir sehen, wie schön die Klinik ist, Du findest sie sehr ansprechend, allerdings tendierst Du doch noch mehr zu einer OP bei Fr. Prof. Bullmann, weil Du sie so nett findest. Wir laufen nach Neustadt, haben bis zur Abreise mit unserem Zug (Sparpreis = Zuggebunden) noch Zeit und erkunden etwas Neustadt und gehen beim Italiener essen, bevor wir uns auf die 7stündige Rückreise machen.

Fest steht für uns nun aber: ein Ja zur OP. Du bist erleichtert und Papa und ich auch irgendwie. Wenn dieser Entschluss auch alles andere als leicht war, aber nun ist er gefallen, wir sehen ein, dass die einzige Alternative wäre, mit einer OP zu warten, bis Du volljährig bist. Aber wollen wir Dich mit 18 alleine ins Leben werfen? Ganz sicher nicht. Außerdem würde, je länger wir warten, die OP immer schwieriger werden, da sich Deine Gradzahl weiter verschlechtern würde.

Tags drauf ruft Dr. Nieselt bei uns an, wow, das ging ja wirklich schnell! Sie hat Deine RöBis Prof. Halm gezeigt, es ist eine ausschließliche OP von hinten möglich, sie erklärt mir auch wie ich verstehe das alles richtig gut. Prof. Halm würde auch operieren, ist solle mit Fr. Schmedemann, seiner Sekretärin, einen Termin vereinbaren. Als ich Papa und Dir erklären möchte, wie eine ausschließliche OP von hinten von statten gehen soll, merke ich, dass ich wohl doch nicht alles richtig gut verstanden habe…?! Kann nichts mehr von dem, was mir Fr. Dr. Nieselt so schön verständlich erklärt hatte, wiedergeben.

Für Dich ist sowieso klar: Du legst Dich bei keinem auf den OP-Tisch, den Du nicht kennst und gesehen hast im Vorfeld, auch bei Prof. Halm nicht, da kann er Spezialist sein, wie er will… Das verstehen wir, uns geht es genauso. Also lege ich mit Fr. Schmedemann nicht nur einen OP-Termin Mitte Februar fest, sondern auch noch einen Vorstellungstermin bei Prof. Halm. Da wir keine Privatpatienten sind, müssen wir diese Konsultation aus eigener Tasche bezahlen. Macht aber nichts, wir fragen auch nicht, mit wie viel wir rechnen müssen. Wir möchten, dass diese OP von erfahrenen Chirurgen durchgeführt wird. Später stellt sich heraus, dass die Rechnung für diesen Termin mehr als human ausfällt.

Mit meinem Chef bespreche ich, dass ich zuhause bleiben kann, solange es erforderlich sein wird. Er ist ein sehr verständnisvoller Chef, ich habe großes Glück, das sehe ich als gar nicht selbstverständlich an. Ich schlage ihm vor, dass ich meine Arbeitszeit für 5 Monate verkürze, aber die übliche Stundenzahl arbeiten werde, sofern ich nicht in der Klinik oder daheim bei Dir bin und mit den so gewonnenen "Überstunden" die Freizeitwochen ausgleiche. Er lässt sich sofort darauf ein, auch mein Team, in dem ich arbeite, ist so lieb und besetzt meine Fehlzeiten ausreichend. Das ist ein gutes Gefühl und zumindest muss ich mir um meine Arbeitsstelle keine Sorgen machen.

Ende Dezember meldest Du Dich im Skoliose-OP-Forum an, zuvor aber muss sich einer von uns Eltern anmelden, da Du erst 13 Jahre alt bist. Also meldet sich Papa pro-forma an, das bemerkt aber Stoni, (sie ist sehr wachsam!) und hört erst einmal per Telefon nach, ob das alles so in Ordnung ist (DANKE STONI!). Ich sehe mir Deine Forumsaktivität gespalten an. Was da alles drin steht – habe ja auch schon viel gelesen! Muss aber begreifen, dass Du 13 Jahre alt bist, dass DU diese OP vor Dir hast, dass DU die Kyphose hast mit all den negativen Begleiterscheinungen (körperlich und seelisch) und dass es gut ist, wenn Du Dich intensiv damit auseinandersetzen kannst. Du brauchst das Forum als Informationsquelle und auch, um Dich mit Gleichgesinnten austauschen zu können. Danke, dass es Euch alle gibt!

Januar 2013
Gleich zu Beginn des Jahres werden in zwei Terminen MRTs Deiner kompletten Wirbelsäule aufgenommen – alles ist o.k.
Wir haben Anfang Januar den Termin in Neustadt bei Prof. Halm, bei dem auch Fr. Dr. Nieselt wieder mit dabei ist. Prof. Halm erklärt uns anhand eines Modelles noch einmal seine OP-Methode, die er ausschließlich von hinten durchführen möchte und Dir somit einen weiteren großen OP-Schritt erspart. Er ist so gelassen bei dem Gespräch, diese Gelassenheit springt auf uns über (auf Papa und mich, Du bist sowieso mutig und gelassen). Prof. Halm erklärt uns auch, dass bei Dir im Bereich der Blockwirbel keine Wachstumsfugen vorhanden sind und daher alles rührt.

Nach diesem Gespräch sagst Du folgenden Satz zu mir, den ich zum Satz des Monats küre "Mama, heute musstest Du ja gar nicht weinen!". Stimmt – die Entscheidung ist nicht nur für die OP gefallen, sondern wir beschließen gemeinsam, dass die OP in Neustadt stattfinden soll und das ist ein gutes Gefühl! Es ist noch früh am Tag, wieder warten wir auf unseren "Sparpreiszug", diesmal fahren wir aber nach Lübeck, dort gibt es mehr zu sehen.

Zuhause angekommen, folgt ein/e Aufgabe/ Termin auf den anderen: Eigenblutspende (nur eine ist möglich), Gespräch mit unserem Hausarzt (der für Dich einen begleitenden homöopathischen Fahrplan erstellt), Zahnarzttermin (damit Du in der ersten Nach-OP-Zeit Ruhe vor ihm hast) und noch einige Dinge einkaufen gehen (z. B. Bademantel).

Du ermunterst mich, dass auch ich dem OP-Forum beitrete. Eigentlich bin ich ja nicht für das "Sich im Internet austauschen", lasse mich aber von Dir überreden und merke schon bald, dass es mir unglaublich gut tut. Danke, liebe Leonie! Dadurch komme ich nicht nur mit anderen lieben Menschen in Kontakt, die mir von meinen Ängsten etwas nehmen können, auch wir beide kommen über das Forum immer wieder ins Gespräch, das ist sehr schön!

Februar 2013
Je näher der Termin rückt, umso ruhiger werde ich. Das finde ich ziemlich verrückt, ist aber so. Habe mir seit Wochen einen Nerv eingeklemmt, der mich am Tief-Durchatmen hindert. Na ja, jammern ist nicht angesagt – was sollst denn bitte Du dann sagen?

Anreise, 16.02.13
Anreise am frühen Abend bei Fr. Kressner. Du sagst, nachdem Du die Wohnung gesehen und eine Nacht dort verbracht hast: "Welch ein Glück, dass ich dort nicht wohnen muss" – die Wohnung ist nicht nur sehr verraucht, sondern auch auf einem ziemlich alten Stand und nicht einladend – na, was soll es? Hauptsache, ich bin schnell in der Klinik!

Aufnahmetag, 17.02.13
Dein Aufnahmetag zeigt wieder ein Stückchen mehr, wie gut die Klinik bzw. die Station 40 organisiert ist. Du hast keine langen Wartezeiten, alle sind sehr gut aufeinander eingespielt und sehr nett zu Dir und auch zu uns Eltern. Bei den Arztgesprächen wird gut auf unsere Fragen eingegangen. Wir fühlen uns intensiv aufgeklärt. Deine OP-Zeit ist für 13.30 Uhr am nächsten Tag angesetzt – schade, erst so spät, das bedeutet eine lange Wartezeit.
Auf der Station 40 wundern sich alle, wie gut Du Dich informiert hast und wie ruhig Du bist.
Die Spaziergänge mit Horsti empfinde ich auch als reine Wohltat, er macht uns unglaublich Mut. Danke, lieber Sven!

OP-Tag, 18.02.2013
Obwohl Du Papa und mir am Vorabend strengstens untersagt hattest, vor 10.00 Uhr im Krankenhaus aufzutauchen, bin ich ab 9.30 Uhr so unruhig und bitte Papa, dass er sich beeilen möge, denn ich wollte ins Krankenhaus zu Dir.
Um 9.45 Uhr waren wir dann bei Dir und Du hast uns gleich mit den Worten empfangen "es ist noch nicht 10.00 Uhr!"
Der OP-Plan hat sich anscheinend geändert. Deine OP war für 13.30 Uhr geplant gewesen, jetzt hat der Stützpunkt der Station 40, auf der Du liegst, einen Anruf vom OP bekommen, dass sie Dich jetzt bitte sofort sehen möchten. Die große Eile beginnt: Beruhigungssaft für Dich, schnell ausziehen, Engelsnachthemd an, Box für die ITS packen (iPod, Glücksschweinchen von Mama, Glücksschweinchen von Anne, Ohrhörer, Zahnbürste und –pasta, Kaufmanns Kindercreme) und dann das Anschließen der Neuromonotoring-Kleber. Du bekommst einige an die Beine und vier Stück an den Bauch, das ist sehr kitzelig.

Dann heißt es: bitte hinlegen und eine Schwester fährt Dich über den Flur bis hin zu dem Aufzug, der Dich in den OP bringen wird. Jollie Mäh begleitet Dich, das finde ich sehr beruhigend. Ansonsten habe ich große Angst und muss nun doch weinen. Das ist der Moment, vor dem ich so große Angst hatte und in dem ich so stark für Dich sein wollte. Es tut mir so leid, dass ich mich nicht im Griff habe, denn auch Du musst jetzt weinen und sagst, dass Du jetzt doch Angst hast. Verständlich, das sage ich Dir auch und "bis später". Papa wünscht Dir auch noch alles Liebe und schon bist Du in dem Aufzug verschwunden, die Türe schließt sich und ich muss ganz fürchterlich weinen. Papa tröstet mich und wir gehen sofort zum Bahnhof uns wegen der Kofferaufgabe bei der Rückreise zu erkundigen (falls wir mit dem Zug heimreisen sollten), das ist ein Fußmarsch von einer halben Stunde einfacher Weg und es lenkt gut ab. Danach trinken wir unterwegs noch eine Tasse Kaffee, gehen noch ein wenig im Sky einkaufen und sind ein bisschen in der Ferienwohnung. Um 14.00 Uhr gehen wir wieder in die Klinik und fragen auf der Station nach, ob sie schon etwas von Dir gehört haben. Die Schwester kann per PC einsehen, dass Du in den OP gefahren wurdest. Dann müssen wir also noch warten, denn die reine OP-Zeit war auf vier Stunden angesetzt plus eine halbe Stunde lagern und noch die Anästhesie. Wir stellen uns darauf ein, dass wir Dich vor 16.00 Uhr nicht zu sehen bekommen und geben der Schwester noch einmal unsere Handynummern.

Dann gehen Papa und ich in die Cafeteria und spielen Phase 10. Papa nutzt meine schlechte Verfassung gnadenlos aus und gewinnt haushoch gegen mich. Bei der Rückrunde um 15.15 Uhr ein Anruf auf meinem Handy, ich sehe an der Nummer, dass es die Klinik ist, habe aber einen sehr schlechten Empfang. Im Flur geht es besser und wir hören, dass wir auf die ITS kommen dürfen. So schnell haben wir wohl noch nie die Karten zusammengepackt und zum Aufzug gegangen. Vor der ITS müssen wir erst einmal klingeln und warten, sicherlich nur 1 oder 2 Minuten, aber sie dauern eine gefühlte Ewigkeit. Pfleger Hans-Jürgen holt uns an der Türe ab mit den Worten "alles gut" und ich hätte ihn drücken können. Wir müssen uns die Hände desinfizieren, dann endlich dürfen wir zu Dir und sehen Dich! Wie schön! Professor Halm ist noch bei Dir und gibt Dir das erste Schmerzmittel. Er zeigt uns, dass Du Füße, Beine und Arme bewegen kannst und auch die Röntgenbilder. Ach, wie bist Du nun so gerade. Und Deine Versteifungsstrecke ist längst nicht so lang wie ursprünglich geplant: nur von L1 bis TH7. Ach, da freue ich mich. Prof. Halm spricht uns an wegen des Keiles, den er von hinten entfernt hat, da sein Oberarzt, mit dem wir am Sonntag unser Aufklärungsgespräch hatten, ihm erzählt hat, dass wir wegen der Bemerkung von Dr. P., Deinem Orthopäden, etwas in Unruhe waren. Prof. Halm ist sehr nett und erklärt noch einmal, dass das alles eine Sache der Übung und Erfahrung sei und das Risiko von hinten nicht größer ist und die Korrekturmöglichkeit genauso gut. Wir glauben ihm, aber es ist jetzt auch ganz egal, denn Du bist da, Du kannst alles bewegen und Du bist wach und sprichst sogar mit uns, auch wenn Dir das Sprechen unglaublich schwer fällt. Aber das ist ja auch klar, denn sie hatten Dich ja intubiert während der OP. Pfleger Hans-Jürgen bringt uns Eltern Stühle, Kaffee und Wasser, Dir eine Schnabeltasse mit einem Apfelsaft-Wasser-Gemisch, denn Dein Zuckerwert ist sehr niedrig. Du hast auch einen großen Durst, musst aber erst mal langsam probieren, ob Dein Magen alles bei sich behält. Er behält alles bei sich! Hans-Jürgen ist ständig um Dich herum und ein so netter Pfleger, genau richtig aufgehoben auf der ITS.

Ständig wird Dir Blut abgenommen und kontrolliert, über Monitor wird Dein Blutdruck, Dein Puls, Deine Temperatur, Dein Zuckerwert und Dein Sauerstoffgehalt im Blut überwacht. Du hast etwas erhöhte Temperatur, um die 38 Grad, das ist aber normal nach einer OP. Vorsichtshalber, und auch das ist normal, bekommst Du ein Antibiotikum per Tropf. Das wirst Du auch noch den nächsten Tag per Tropf erhalten.

Papa geht zwischendurch mal raus und ruft Deinen Bruder Sebastian an, damit auch er Entwarnung hat und bittet ihn, dass er bei Oma und Opa sowie bei Deinen Paten anrufen möge und ihnen berichten soll.
Ich gebe Dir ständig zu trinken (aus der Schnabeltasse mit Strohhalm), das tut Dir gut. Zwischendurch fette ich Dir die Lippen mit der Kinderkaufmanns Creme, denn Deine Lippen sind sehr trocken.

Du verlangst auch schon bald nach Deinem iPod, um ins OP-Forum zu sehen, und schimpfst kurz, dass Du hier ja gar keinen Empfang hast. Unglaublich, dass Du schon wieder so bei Sinnen bist. Nun bittest Du mich darum, dass ich Nicola anrufen möge, denn sie hätte sich wie keine andere Deiner Freundinnen Sorgen um Dich gemacht. Gesagt, getan, ich verlasse kurz die IST und rufe sie an, was sie auch unglaublich freut. Um kurz vor 20.00 Uhr müssen wir Dich dann mal kurz verlassen, es ist Übergabe und die Privatsphäre Deines Bettnachbarn (nur durch eine faltbare Vorhangswand getrennt) muss gewahrt bleiben. Wir kommen noch einmal kurz auf die ITS, Hans-Jürgen hatte uns schon gesagt, dass wir dann auch mal nach Hause gehen sollten, denn nun musst Du und auch Dein Bettnachbar zur Ruhe kommen. So wünschen wir Dir noch eine gute Nacht, sagen Dir noch einmal, wie glücklich wir sind, dass die OP so gut über die Bühne gegangen ist und müssen Dich leider verlassen. Beim Verlassen der ITS merke ich, dass mein eingeklemmter Nerv nun nicht mehr eingeklemmt ist und ich seit Wochen GANZ tief ein- und ausatmen kann. Welch eine Wirkung unsere Seele doch auf unseren Körper hat!

Erster Post-OP-Tag, 19.02.2013
Heute sind Papa und ich kurz nach 8.00 Uhr zur ITS gekommen. Dein Schlauch in der Nase war bereits entfernt, ebenfalls waren am Monitor nicht mehr so viele Anzeigen wie noch abends zuvor, das Messinstrument am rechten Mittelfinger wird nicht mehr gebraucht.
Du hast im Gesicht, speziell um die Augen herum, etwas verquollen ausgesehen. Auf meine Frage, ob Du in der Nacht weinen musstest, hast Du genickt und erzählt, dass Du nur ganz wenig geschlafen hast und die Schmerzen wohl ziemlich stark waren. Das Sprechen fiel Dir heute schwerer als noch gestern am OP-Tag selbst nach dem Aufwachen.
Der Pfleger der ITS, der Frühdienst hatte, erklärt Papa und mir, dass soweit alles im grünen Bereich wäre, der Blutdruck etwas niedrig, aber das kann auch an dem Schmerzmittel liegen, außerdem an Deinem jungen Alter und natürlich durch das Liegen. Dein HB-Wert liegt bei 9,0, aber auch das sorgt niemanden wirklich, denn das ist wohl normal und auch für Dein Alter völlig im Bereich des Nach-OP-Grünen.

Wir haben Dich in Ruhe gelassen, und Du hast immer wieder für ein paar Minuten geschlafen, so wie auch schon gestern. Für einen wirklich langen und tiefen Schlaf ist es auf der ITS einfach zu laut (überall Piepsen), ständig kommen Pfleger, Schwestern und Ärzte vorbei (dafür ist die ITS ja auch da) und neben Dir lag ein alter Herr, der wohl wirklich sehr zu kämpfen hatte und sehr unruhig war.
Um kurz nach 9.00 Uhr wurdest Du bereit gemacht, um wieder auf die Station 40 zu kommen. Pfleger David bringt Dich in dem Aufzug nach unten, mit dem Du gestern in den OP gefahren wurdest. Papa und ich nehmen die Treppe, denn wir dürfen nicht mit durch die OP-Schleuse und nehmen Dich vor dem Aufzug in "Empfang" mit den Worten, dass es sooooo viel schöner ist, Dich aus dem Aufzug herausfahren zu sehen als hinein.

Auf Deinem Zimmer findest Du dann ein wenig Ruhe, denn Deine Zimmernachbarin ist heute Morgen entlassen worden. Du verlangst sofort nach Deinem iPod und hast – endlich – Empfang. Schreibst unter großen Mühen auch gleich etwas ins Forum und telefonierst kurz mit einer Freundin.
Dann kommt auf einen kurzen Besuch Sven, "Horsti", vorbei bringt Dir ein kleines Geschenk mit (ich weiß noch welches und habe es Dir nochmal gezeigt) und verabschiedet sich von Dir, denn er wird schon morgen entlassen. Alle Schwestern, die ihre Nase in das Zimmer hineinstecken, freuen sich sehr, Dich wiederzusehen.
Du drückst regelmäßig auf Deine Schmerzpumpe, fragst auch immer wieder nach der Uhrzeit, um nach einer weiteren halben Stunde wieder abdrücken zu können. Öfter lässt es der Computer nicht zu – höchstens alle 30 Minuten gibt die Pumpe Dir das Antischmerzmittel direkt in Dein Rückenmark - und das brauchst Du auch.
Du bekommst noch den "Lungendurchlüfter" mit den drei Bällen, jede Stunde sollst Du fünf Mal am Schlauch kräftig ziehen mit dem Ziel, dass alle drei Bälle in der Luft schweben. Du schaffst zumindest den ersten Ball und später am Mittag sogar den zweiten bis zur Hälfte.

Gegen 11.30 Uhr kommt Dich Sebi aus dem Forum (Chorus) besuchen, er hat Dir Deine Wunschfilme mitgebracht und noch zwei Packungen Mini-Butter-Schokokekse. Sebi hatte heute seine Halbjahreskontrolle, welch ein Glück: alles sitzt dort, wo es sitzen soll. Wir Erwachsenen unterhalten uns angeregt, bis ich merke dass Du wohl lieber Deine Ruhe haben möchtest. So ziehen wir für eine Tasse Kaffee bzw. Tee in die Cafeteria um und als wir zurückkommen, schläfst Du tatsächlich. Sebi verabschiedet sich und Du döst weiter vor Dich hin. Bald zieht Papa los, um seine Sachen für die Heimreise zu holen und ich habe somit Zeit, diesen Tag im PC einigermaßen festzuhalten.

Es tut so gut, Dich zu sehen und einfach an Deinem Bett sitzen zu können und Dir bei Bedarf Deinen iPod reichen zu können, oder die Vorhänge zuzuziehen und Dich zwischendurch immer wieder mal an das Trinken zu erinnern. Hauptsache ich kann bei Dir sein.
Leider werden Deine Schmerzen am Nachmittag immer stärker – Schwester M. hat Deine Schmerzpumpe von Stufe 5 auf Stufe 3 reduziert, damit Du für die Physiotherapie etwas wacher wirst. Was auch gelingt, mit dem Nebeneffekt, dass Du die Schmerzen kaum aushältst. Wir lernen Lorenzo kennen und eine Kollegin von ihm, leider weiß ich ihren Namen nicht mehr. Lorenzo erkenne ich auf den ersten Blick nach den Beschreibungen aus dem Forum – gutgelaunter Italiener. Er bringt Dich allerdings erst zum Lachen, als er Dich an den Füßen kitzelt. Danach heißt es: aufsitzen, wovor Du unwahrscheinliche Angst hast. Ich auch. Aber alles hält, Du musst ganz arg Deine Zähne zusammenbeißen und noch ein bisschen mehr weinen. Dann wirst Du auch noch aufgestellt – ah, das tut Dir besser als das Sitzen. Ich stelle fest, dass Du jetzt fast so groß bist wie ich, vielleicht auch noch ein wenig größer? Wir müssen das nochmal sehen, wenn Du länger stehen kannst. Dein Rücken ist jetzt supergerade, ich mache noch ein paar Fotos von ihm, denn erst jetzt kann ich sehen, was die Doktoren gezaubert haben. Leider kannst Du auf dem Fotoapparat nur einen kleinen Eindruck gewinnen, aber immerhin.

Nachdem Lorenzo und seine Kollegin weg sind, musst Du erst richtig leiden. Deine Schmerzpumpe wird wieder höher gestellt, aber Dein Schmerz scheint an der Spitze angelangt zu sein und so hat Dich der Schmerz über eine Stunde voll in seiner Hand. Immer wieder sagst Du "Mama, ich kann nicht mehr, Mama, ich schaff das nicht, Mama, warum muss ausgerechnet ich das haben? Mama, Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie schlimm das ist, Mama, ich bereue die OP so." Das ist hart auch für mich, denn außer Dir mit einem kühlen Waschlappen die Stirn zu wischen, Dir die Hand zu halten und Dir gut zuzureden, kann ich leider nichts machen. So gerne würde ich Dir Deinen Schmerz abnehmen….
Nach ein paar Mal Klingeln gibt Dir Schwester M. endlich noch einmal Schmerztropfen zum Schlucken und dann wird es langsam aber sicher wieder erträglich, Du bist unendlich geschafft, was mich nicht verwundert und sagst: "Ich habe jetzt meine Einstellung geändert. Wenn ich im Sommer ins Schwimmbad gehe und mich jemand fragt, warum ich eine Narbe auf dem Rücken habe, dann kann ich das erzählen und stolz auf mich sein, was ich geschafft habe." Recht hast Du! An dieser Stelle möchte ich gleich erwähnen, dass diese 1,5 Stunden die schlimmsten nach der OP waren, ein solches Tal musstest Du danach nicht mehr durchlaufen und es ging stetig bergauf.

Wir sehen uns noch zusammen einen Film an, Du musst nun an manchen Stellen gegen das Lachen kämpfen, denn das tut weh, und langsam kehrt auch die innere Ruhe ein. Ich bleibe noch bis 21.45 Uhr, drücke für Dich noch einmal Deine Schmerzpumpe, spreche mit Nachtschwester S., die eine ganz Liebe ist. Sie verspricht mir, öfter nach Dir zu sehen, denn sie weiß nun von mir, dass Du Dich scheust, die Klingel zu drücken. Dich in guter Obhut wissend gehe ich zurück in die Ferienwohnung, esse noch ein Stück Brot, schreibe kurz etwas ins Forum, telefoniere mit Papa und schlafe auch bald ein – mit Licht, das brauche ich jetzt.

Mittwoch, 20.02.2013, 2. Post-OP-Tag
Gegen 7.20 Uhr komme ich ins KH, Du bist sehr müde und hattest wohl eine ganz angenehme Nacht, wenn auch immer wieder unterbrochen mit dem Drücken Deiner Schmerzpumpe. Schwester S. hat Dir nachts auch noch mal Antischmerztropfen gegeben und öfter nach Dir geschaut. Kaum, dass ich da bin, kommt die Chefarztvisite und ich sehe das erste Mal auch Deinen zweiten Operateur, Hr. Dr. Jablonski. Ich reiche ihm die Hand, bedanke mich, mehr reden wir nicht miteinander, schade eigentlich. Prof. Halm, freundlich wie immer, fragt Dich nach Deinen Schmerzen, sieht nach der Schmerzpumpeneinstellung und fragt Dich, ob Du gestern schon aus dem Bett warst. Dabei fragt er mich auch, ob ich Deinen Rücken gesehen habe. Gerne kann er ein Kompliment von mir bekommen, denn die Ärzte haben wirklich ein tolles optisches Ergebnis erzielt.

Zum Frühstück bekommst Du tatsächlich schon ein Roggenbrötchen. Ich glaube, dass das falsch ist, die Schwester fragt nochmal nach, doch, es ist richtig, Du darfst das essen. Ach, wie schön! Belege Dir eine Brötchenhälfte mit Wurst und Käse, schneide Dir kleine Stückchen und Du isst voller Genuss ein Achtel Brötchen. Nicht viel, aber es schmeckt Dir, der Bauch freut sich hörbar und es strengt Dich eben alles sehr an. Selbst das Essen. Nun schläfst Du und ich kann hier an Deinem Tagebuch schreiben. Auch nicht schlecht.

Du hast heute Vormittag gar keine Ruhe: jetzt kommt noch eine Schwester, wäscht Dich, dafür muss sie Dich zuvor auf die Seite lagern. Du hast solche Angst davor, denn gestern hattest Du dabei ja auch solche Schmerzen. Nach viel gutem Zureden hilfst Du aber tapfer mit und es ist längst nicht so schmerzhaft wie noch gestern
Den Besuch von Lorenzo hast Du ja schon geschildert, er kommt wenig später zur Türe hinein, gut gelaunt, wie sollte es anders sein. Du möchtest keine Übungen mit ihm machen und schon gar nicht Dich hinsetzen. Lorenzo lässt nicht im Geringsten mit sich verhandeln – und das ist gut so! Du musst und willst ja schließlich mobiler werden, nicht wahr?! Das Aufsetzen machst Du supertoll und siehe da – auch das tut längst nicht mehr so doll weh, wie noch am gestrigen Tag. Ein paar Mal tief Durchatmen und schon darfst Du Dich hinstellen. Du machst das so toll, dass Lorenzo und ich mit Dir bis in den Flur hinausgehen, dort ein paar Schritte laufen, eine Schwester hält Dir die Flügel vom Nachthemd hinten zu und Du setzt einen Fuß vor der anderen. Was bislang eine Selbstverständlichkeit war, musst Du jetzt wieder neu lernen. Lorenzo erkennt, dass Deine Grenze nun erreicht ist und wir gehen zurück ins Zimmer. Wieder willst Du zunächst nicht hinsetzen, aber Lorenzo lacht und fragt Dich, ob Du wirklich den ganzen Tag hier stehenbleiben möchtest? Wo er Recht hat, hat er Recht. Du setzt Dich also wieder auf die Bettkante und eine Schwester und ich bürsten Dir noch die Haare – zum Glück haben wir zwei Bürsten dabei, so geht es schneller, denn Du bist jetzt wirklich kreidebleich und Lorenzo beschützt Dich jetzt und fordert uns zur Eile auf. Also gut, die Zöpfe kann ich Dir ja auch noch im Liegen flechten.
Ach, welch eine Wohltat es sein kann zu liegen, das sehe ich Dir nun wirklich an. Du atmest einige Male ganz tief ein und gegen den Schmerz an.

Du erklärst mir, dass Du Dich beim Laufen so gefühlt hattest, als wärst Du aufgespießt und dass das Laufen so anstrengend ist, weil Du Dich auf jeden Schritt konzentrieren musst, weil das Gefühl nun ein ganz anderes ist. Ich bin so stolz auf Dich, denn Du hast diese Feuerprobe wahrlich meisterhaft bewältigt! Außerdem sagst Du lächelnd: so was möchtest Du später auch einmal machen, möchtest auch Physiotherapeutin werden. Ja, das kann ich mir bei Dir auch gut vorstellen!
Zum Mittagessen bekommst Du eine Riesenpellkartoffel mit Quark, eine Viertel Kartoffel schaffst Du, es schmeckt Dir richtig gut und das freut mich natürlich sehr. Ich esse ein wenig von dem Rest und nachdem Du so schlapp und müde bist, einigen wir uns darauf, dass Du schläfst und ich in die Ferienwohnung gehe und um 14.00 Uhr wiederkomme. Nicht nur Dur schläfst, auch ich schlafe eine halbe Stunde, denn ich bin hundemüde.

Als ich zurück ins Krankenhaus zu Dir komme, schläfst Du noch. Als Du aufwachst sehen wir uns wieder einen Film an, und es ist ziemlich gemein, denn es gibt einige lustige Stellen, an denen Du lachen musst. Das tut ein bisschen weh, aber ich glaube, auch ganz gut.
Nachmittags bekommst Du noch kurz Besuch von TheMally aus dem Forum, sie ist heute gekommen, um ihre Reha anzutreten. Sie ist eine ganz nette und lustige, aber Du bist so müde, dass sie nicht lange bleibt, Dir aber verspricht, in den nächsten Tagen wieder vorbeizuschauen.
Ansonsten läuft der Tag ruhig aus, mit ein wenig Reden, viel Schlafen, ganz wenig trinken (ähem, die Schwestern müssen Dir noch mal einen Tropf mit Flüssigkeit anhängen, denn sie können anhand des Blasenkatheterbeutels erkennen, dass Du nicht genügend trinkst), Abendbrotessen.
Abends meint Schwester Diana, dass Du so schlapp bist und jetzt einmal Deine Eigenblutkonserve bekommen solltest. Ich find das eine gute Idee, wenn es Dir danach wieder besser geht.

Eine viertel Stunde später kommt ein Arzt, den wir nicht kennen (später erfahren wir, dass er zur Orthopädie gehört). Er fragt nach, wie schlapp Du bist bzw. ob es Dir schwarz vor den Augen wird, was Du verneinst. Er möchte Dir die Konserve ungern geben, da jede Bluttransfusion ein Risiko birgt. Selbst die Eigenblutkonserve kann verunreinigt sein mit Bakterien und das möchte er Dir ersparen. Außerdem meint er, dass Dein HB-Wert noch nicht so schlimm abgesunken sei, er lag vor der OP bei 12,1, aktuell bei 7,9 – also ein Drittel weniger, was bei der OP aber im absoluten Normbereich liegt. Ferner findet er, dass Du am zweiten Post-OP-Tag auch noch so schlapp sein dürftest, da es ja auch ein großer Eingriff war. Das klingt alles plausibel und die Einstellung kann ich teilen.

Donnerstag, 21.02.2013, 3. Post-OP-Tag
Die Ärztin meint, dass Du die Eigenblutkonserve bekommen sollst, ich erzähle ihr von dem Gespräch mit dem Arzt am Vorabend. Wir diskutieren, denn sie will Dir die Konserve geben, ich höre lieber auf den Rat des Arztes vom Vorabend. Wir einigen uns darauf, dass sie Dir am nächsten Tag noch einmal Blut abnimmt und wenn der HB-Wert nicht ansteigt, dass wir dann noch einmal ernsthaft sprechen müssen. Damit bin ich einverstanden. Erst einmal abwarten und dann sehen.

Laufen mit Lorenzo bis Flurende, dann macht Dein Kreislauf schlapp.
Du drehst Dich im Bett von einer Seite auf die andere und wieder zurück, mindestens 30 Mal, wenn es reicht. Gut für die Mobilität! Die Abführzäpfchen bringen Dir den gewünschten Erfolg. Du bekommst eine gute Gesichtsfarbe und beißt Dich so richtig durch, mobiler zu werden. WOW, ich zücke meinen Hut!
Du bekommst ein Päckchen ins KH und eine nette Karte, wie lieb! Auch Stoni denkt an Dich, von ihr bekommst Du eine Grußkarte. Auch, das ist so schön, wie viele Menschen Dich in ihr Herz geschlossen haben.

TheMally besucht Dich zweimal, sogar noch spätabends gegen 21.20 Uhr. Die Nacht war nicht ganz so gut, da Schwester M. sich irgendwann weigert, Dich weiterhin zu drehen und Du Dich selbst bei Schmerzen nicht mehr traust zu klingeln.

Freitag, 22.02.2013, 4. Post-OP-Tag
Bereits morgens verlangst Du nach Lorenzo, das ist ein gutes Zeichen! Schon bald kommt er auch und läuft mit Dir zur Messlatte, Du bist nun 161 cm groß, also 2,5 cm größer als vor der OP. Welche ein Glück, noch bist Du nicht größer als ich, da habe ich ja noch ein paar Monate Zeit…puh! Du läufst GANZ ALLEINE bis ans Ende des Flures, Lorenzo und ich sind nur Deine "Flaschen- und Beutelträger". Mit Lorenzo gehst Du auch noch ein Treppenpodest hoch und wieder runter. Du meinst "ach, das ist ja gar nicht so schlimm, wie ich dachte". Welch ein lieblicher Klang in Mutters Ohren!
Danach geht es ab ins Bett und Lorenzo sagt, dass er den Schwestern Bescheid geben wird, dass Du Deine Flaschen und Beutel nicht mehr benötigst.

Gesagt, getan. Kaum, dass Du wieder im Bett liegst (auch das hast Du alleine geschafft), kommt TheMallyi zu Besuch und keine 2 Minuten später unsere gemeinsame Lieblingsschwester Diana. Schläuche ziehen - Du sagst ungefähr, na schätzen wir mal, 97 mal "Oh Gott, ich habe Angst", aber Diana geht so prima mit Dir um, dass ich sie knutschen könnte. Zuerst der Blasenkatheter, schwupp, der ist draußen, noch bevor Du es richtig mitbekommst. Dann geht es ans Pflasterentfernen, das ist für Dich das Schlimmste. Dann kommt der Schmerzkatheter dran, der tut Dir etwas weh, aber Klagen hilft nicht. Und so schlimm war es auch nicht, Du hast eben nur so Angst und daher verkrampfst Du auch etwas. Nun noch der Wundsekretschlauch, dabei sollst Du tief einatmen, ausatmen und wieder einatmen. Beim zweiten Einatmen zieht Diana Dir so schnell den Schlauch, dass Du ganz erstaunt bist, dass er schon draußen ist. Du möchtest gerne sehen, wie die Schläuche, die in Deinem Rücken waren, aussehen. Diana zeigt sie Dir und Du wunderst Dich, dass der Schmerzschlauch nur so dünn wie ein dünner Draht ist. Diana desinfiziert noch den Rücken, das brennt ein wenig, dann gibt sie Dir ein Pflegespray für Deine empfindliche Haut drüber und klebt Dir wunderbar neue Pflaster – extra dünn geschnittene Klebefläche und möglichst viele Pflaster übereinander, so dass nicht wirklich viel Kleber auf Deiner Haut ist. Sie ist wirklich ein Goldstück!

Deine Bettnachbarin darf heute nach Hause gehen, jetzt hast Du ein Einzelzimmer. Gerne hättest Du ein wenig Unterhaltung durch gleichaltrige Patienten, aber diesen Wunsch können wir Dir leider nicht erfüllen. Danach geht es ab zum Röntgen, ich schiebe zwar den Rollstuhl, aber nur neben Dir her. Du hast das Ziel, bis zum Röntgen alleine zu laufen, was ich bezweifle, dass Du das schaffst, denn der Weg ist ziemlich weit. Ich habe mich mal wieder getäuscht, der Rollstuhl bleibt in der Tat leer, bis wir beim Röntgen sind. Dort hat sich mittlerweile ein kleiner "Patientenstau" entwickelt, Du musst Dich jetzt mal in den Rollstuhl setzen, leider fehlt die Kopfstütze. Aber ich habe ja einen weichen Bauch, den ich Dir als Kopfstütze anbiete. Du wirst zum Glück vorgezogen, ein paar Röntgenaufnahmen im Stehen und dann schiebe ich Dich zurück zu Deinem Zimmer. Die diensthabende Ärztin kommt kurze Zeit später schon mit Deinen vorher und nachher Röbis, wow, was für ein Unterschied!

Die Blutkontrolle ergibt, dass Dein HB-Wert auf über 9 gestiegen ist. Super, denn jetzt kommen auch die zwei Zugänge aus Deiner linken und rechten Hand raus.
TheMally kommt Dich wieder besuchen und ihr könnt Euch schon richtig ausführlich über das Eingemachte reden. Sprich die Probleme von Wirbelsäulendeformitäten und die Reaktionen des Umfeldes, die selten feinfühlig sind.
Dein Bruder Sebastian kommt um 18.30 zu Besuch, Du staunst Bauklötze und freust Dich tierisch. Kannst es erst einmal gar nicht glauben, dass er den weiten Weg ganz alleine auf sich genommen hat, um Dich zu besuchen. Findest das total lieb, was Du ihm auch sagst. Er bringt Geschenke mit, von sich selbst (ah, endlich was Gute zu trinken, Volvic mit Apfel und Volvic mit Zitrone), von Papa und ihm, von einem Deiner Lehrer, von Deiner Freundin.

Du stehst jetzt sogar auf, um mit uns am Tisch Skip-Bo zu spielen. Das erledigen wir in zwei Etappen, denn Dein Kreislauf will noch nicht immer ganz so, wie Du.
Dann kommt TheMally und mit ihr wandeln wir noch einmal durch die Flure und verabreden uns für den nächsten Tag um 10.30, um gemeinsam an die Ostsee zu laufen.
Bei den Gängen zur Toilette bestaunst Du noch einmal Deinen Rücken, er sieht so toll aus, das freut Dich und darüber freue ich mich tierisch mit Dir.

Samstag, 23. Februar 2013, 5. Post-OP-Tag
Du hast den 4. Post-OP-Tag überstanden, von dem so viele so Schreckliches berichten. Du hast diesen Tag als sehr positiv erleben dürfen, ein Tag voller Aktivitäten und neuer Freiheit, da Du schlauchfrei geworden bist.
Als ich morgens um 7.25 Uhr ins KH komme, schläfst Du noch tief und fest. Ich gehe nochmal auf den Flur und quatsche mit der Stationsassistentin, die das Essen verteilt. Sie gibt mir eine Tasse "Hallo-wach" (Kaffee) und kurze Zeit später entschließe ich mich, Dich mit Frischluftzufuhr zu wecken.

Du erzählst, dass Du die Nacht gut geschlafen hast. Ich sehe auf Deinem Nachttisch die Schmerztropfen stehen, die Du für die Nacht bekommen hattest – Du hast sie nicht gebraucht, juhu!
Du nimmst dein Frühstük das erste Mal im Sitzen ein. Super!
Du sagst "Heut habe ich gar keine Schmerzen, so null, gar nicht" – welches Mutterherz würde das nicht gerne hören?
Erstes Dusches, ohne Haare waschen. Klappt sehr gut! Ebenfalls ziehst Du Dich alleine an, auch die Jeanshose anziehen klappt gut.
Waren mit TheMally und Sebastian an der Ostsee, ca. 30 Minuten draußen. Du genießt das, ich habe ein wenig Bedenken, ob Du Dich nicht übernimmst. Bist dann auch ziemlich k.o., aber glücklich.

Die Ärztin, die nachmittags zur Visite kommt, sagt Dir, dass Du wahrscheinlich am Mittwoch entlassen wirst. Du erklärst, dass Du weniger Schmerzmittel benötigst und die Ärztin bespricht mit Dir, dass Du nun anstelle von 15 – 5 – 15 mg nur noch 10 – 0 – 10 mg bekommen wirst. Nach einem Ausruhen auf dem Bett laufen wir mit TheMally über die Flure, ich bringe den ausgeliehenen und nicht benötigten Rollstuhl wieder weg. TheMally zeigt Dir derweil die Rehaabteilung. Dabei läufst Du Treppe runter und hoch und Du läufst zu Höchstleistungen auf. Alles ist prima, nur Dein Kreislauf will noch nicht ganz so wie Du Dir das vorstellst. Geduld ist angesagt.

Sonntag, 24.02.2013, 6. OP-Tag
Alles o.k., nur Dein schwacher Kreislauf nervt Dich.
Es ist heute ein relativ ruhiger Tag – Sebastian und ich kommen erst um 9.00 Uhr ins KH, Du bist schon fleißig mit Deinem iPod zugange. Wir spielen mit Sebastians Handy Rätsel lösen, das macht Spaß, nur Sebastian streikt irgendwann. Er überredet Dich, viel zu trinken. Nach Deinem Mittagessen (grüne Bandnudeln und Hähnchenfilet) machen wir alle eine längere Mittagspause, Sebastian und ich kommen erst nach 14.30 h wieder ins KH, Sebastian hat schon seinen Koffer für die Heimfahrt dabei.

Die Visite, die zwischendurch kommt, ist wohl ganz kurz (ich bin gerade an der Rezeption) und es gibt nichts Neues zu besprechen, außer dass Du viel trinken sollst. Wir spielen nochmal Rätsel lösen und werden auch immer besser. Dann ist es schon nach 15.30 und wir laufen nach vorne in den Eingangsbereich, auf das bestellte Taxi warten. Dein Kreislauf ruft Dir ins Ohr "ich will ins Bett" und Du hörst zum Glück darauf, willst aber auch unbedingt alleine in Dein Zimmer zurück gehen. Mir fällt es schwer, Dich gehen zu lassen, verlasse mich aber auf Dein Gefühl "ich schaffe das!". Das wird mir zukünftig sicherlich noch oft so ergehen.

So fahre ich dann mit Sebastian zum Bahnhof und winke ihm noch, danach laufe ich zurück in die Klinik, es ist ein ekelhaftes Wetter, stets weht mir der Schneeregen ins Gesicht. Ziemlich nass laufe ich daher bei Dir ein, Du hast Besuch von TheMally, das ist schön. Ihr guckt zusammen Fotos von ihrem damaligen OP-Aufenthalt hier in Neustadt, sie hat diese auf ihrem Laptop dabei. Nach dem Abendbrot kommt TheMally noch einmal bei Dir vorbei und wir laufen den Flur entlang. Dann zeigt sie Dir ihr Zimmer, ich bleibe zurück, denn Du hattest den Wunsch geäußert, dass Du auch mal was mit TheMally alleine machen möchtest.

Montag, 25.02.2013, 7. Post-OP-Tag
Lorenzo übt mit Dir das lockere Armschwingen beim Laufen sowie das richtige Aufstehen und ausgeglichenes Stehen. Du duschst und wäschst Dir auch Dir Haare, alles klappt prima, auch Dein Kreislauf hält durch. Das Pflaster möchtest Du von mir entfernt bekommen, ich regel das mit den Schwestern und ich darf es dann behutsam von Deinem so berührungsempfindlichen Rücken abmachen. Danach werden die Nachherfotos von Dir geschossen, darauf erkennt man deutlich, wie sich Dein Rücken ganz neu modelliert hat.

Du bekommst Dein Wunschessen: Currywurst mit Pommes. Lecker! TheMally besucht Dich, Du gehst auch noch eine Runde mit ihr auf ihr Zimmer. Anschließend telefonierst Du mit Sebastian. Lorenzo kommt noch einmal vorbei, weil er noch ein paar Minuten Zeit hat, wie schön. Er übt noch einmal das richtige Aufstehen und beginnt mit den richtigen Bück-Übungen. Abends sehe ich mir den Film über Cap Arcona an, während Du Besuch von TheMally bekommst.


Dienstag, 26.02.2013, 8. Post-OP-Tag
Du hast heute so lange und tief geschlafen, dass Dich sowohl die Schwester als auch später die Visite geweckt haben. Bei der Visite siehst Du Dr. Thomsen das erste Mal bewusst und Du findest ihn sehr lustig, ohne dass er etwas besonders Lustiges sagt. Leider habe ich ihn nicht kennengelernt, da die Visite immer sehr früh stattfindet und ich mittlerweile erst gegen 9.00 Uhr ins KH komme.

Lorenzo besucht Dich gegen 10,00 Uhr, das ist Eure eingependelte Zeit. Er möchte Deine Armübungen sehen und er erklärt Dir noch einmal, wie wichtig diese für eine gute Dehnung Deiner nun wieder zusammenwachsenden Muskeln ist, ebenso für die Heilung und Dehnung Deiner Naht. Weiterhin übt er mit Dir das richtige Hinsetzen (Po nach hinten strecken) und das Bücken (Po nach hinten strecken und dann in die Hocke gehen oder aber Ausfallschritt nach vorne und dann nach unten gehen). Das ist sehr anstrengend für Dich, Lorenzo erklärt Dir, dass eine Stärkung Deiner Beinmuskeln ganz wichtig ist.

Du bekommst heute eine neue Bettnachbarin, mit dem Einzelzimmer ist es jetzt vorbei.
Nachmittags gehst Du mit TheMally zur Oststee hinunter, ihr beide seid ein richtiges Dreamteam!

Mittwoch, 27.02.2013, 9. Post-OP-Tag
Bin schon früh da, um zur Chefvisite vorbeizuschauen, diese ist schon durch und sie waren auch gar nicht bei Dir, Du bist mittlerweile auch nicht mehr "interessant" (ein gutes Zeichen!).
Deine Bettnachbarin wird zur OP abgeholt
Schwester S. gibt Dir ein Duschpflaster und mault Dich ein wenig an, weil Du dabei immer zusammenzuckst. Du bist eben ganz berührungsempfindlich und verkrampfst, wenn Du nicht vor jedem Anfassen darauf aufmerksam gemacht wirst. Bekommst eine kleine Krise und musst weinen. Ja, das kann vielleicht auch ganz heilsam zwischendurch sein.

Lorenzo kommt und nimmt sich gaaaaanz viel Zeit für Dich und für all unsere Fragen (na ja, eher meine Fragen…) und spricht Dir auch noch mal Mut zu. Die Ärztin Frau Dr. Beardi kommt und beantwortet ebenfalls unsere Fragen. Was Du die kommenden Monate nicht darfst: mit unserer Hündin Franzi spazieren gehen, Fahrrad fahren, joggen, mehr als 5 kg heben, Dich überanstrengen, erst nach 6 bis 8 Wochen KG Danach gehen wir einmal in die Cafeteria, kurz auf die Sonnenterrasse. Dann kommt auch schon Dein Essen – Schnitzel mit Kartoffelsalat, Du hast richtig Hunger und Appetit!

Nach einer kurzen Verschnaufpause gehst Du duschen und Haare waschen, dann holen wir Fr. Dr. Beardi, ich darf Dir Dein Pflaster abnehmen, was Du Dir gewünscht hast. Wir zählen immer bis 3, bevor ich Dich anfasse und Du machst das echt super! Fr. Dr. Beardi ist von Deiner Naht ganz begeistert, sie heilt prima und ab dem Wochenende wirst Du auch kein Pflaster mehr benötigen. Du sollst nur aufpassen, dass nicht zu viel Seife oder Shampoo über die Wunde läuft. Danach anziehen, Du gehst dann zu TheMally, ich gehe noch einmal zum Einkaufen und danach zum Abwaschen in die FeWo Wohnung, denn heute kommt ja noch Papa.

Nach der Mittagspause sagst Du mir gleich, dass Du aber mit TheMally alleine an die Ostsee willst. Auch o.k. – aber vorher kommt noch Schwester Diana und teilt mir mit, dass ich Dir jetzt erst einmal täglich Trombosespritzen geben muss. Na prima – wer hat da wohl mehr Angst vor? Wir probieren es gleich zusammen und ich bin hinterher fertiger als Du – es ist aber machbar!

TheMally kommt und ihr geht an die Ostsee raus, es ist heute endlich mal wunderschönes Sonnenwetter! Papa kommt am Abend von Mainz mit dem Auto angefahren und bringt Dir eine Orangina mit. Das ist nett, aber Du willst lieber noch mit TheMally etwas unternehmen und schickst uns zum Essengehen weg. Gute Nacht und Tschüss bis morgen!

Donnerstag, 28.02.2013, 10. Post-OP- und Abreisetag
Du willst gar nicht nach Hause, sondern in Neustadt bleiben. Zum einen wegen TheMally, zum anderen wegen der lieben Menschen auf der Station 40, vor allem wegen Diana, Lorenzo und Ute. Dementsprechend hast Du auch noch nichts, aber rein gar nichts gepackt. Bis wir alles gemacht haben, was wir noch tun wollen, bis wir losfahren können, ist es auch 11.30 Uhr. Dafür haben wir noch: Fr. Dr. Nieselt besucht, Du hast ihr von Deinem Vorhaben erzählt, dass Du in Neustadt ein Schulpraktikum machen willst, sie findet das supertoll. Pfleger Hans-Jürgen auf der ITS besucht, er hatte sogar Dienst, welch ein Glück. Wir geben ihm eine Dankeskarte mit etwas Geld für die Kaffeekasse der ITS und ein wenig Schokolade. Er ist so ein lieber Kerl. Lorenzo kommt noch mal vorbei und wir schießen letzte Fotos von TheMally, ihm und Dir. Du überreichst Schwester Diana ebenfalls eine Dankeskarte mit ein wenig Kaffeekassengeld für die Station 40 und eine RiesenmerciSchokolade. Schwester Diana gibt Dir noch Medikamente für heute und morgen, Trombosespritzen und Zusatzmedikamente für die Fahrt mit. TheMally bringt uns zum Auto, der Abschied fällt euch beiden schwer.

Im Auto haben wir den Sitz auf Liegeposition gestellt und Deine Bettdecke darauf ausgebreitet. So und mit den von Fr. Dr. Nieselt empfohlenen Pausen nach jeder Stunde Fahrt, in denen Du kurz laufen sollst, überstehst Du die Fahrt ohne zusätzliche Schmerzmittel.

Zuhause erwartet Dich ein Blumenstrauß, nette Willkommensausdrucke an den Türen und ein Riesenbriefumschlag von Deiner Klasse, Deine Klassenlehrerin hat Dir einen Brief geschrieben und viele aus Deiner Klasse ebenso. Du leidest nur unter starkem Fernweh nach Neustadt und nach TheMally.

Freitag, 01.03.2013, 11. Post-OP-Tag und der 1. Tag zuhause
Dein Kreislauf wohnt noch eine Etage unter Dir… Deine Freundin Anne kommt zu Besuch das ist schön aber anstrengend. Du möchtest Deine Medikamente nicht nehmen, unser täglicher Kampf. Du bist traurig und willst nach Neustadt. Du bist ungeduldig und willst einen besseren Kreislauf. Wir schauen einen Film zusammen, der muntert Dich etwas auf. Danach spielen wir noch ein Skip-Bo und ein Phase 10. Dann polster ich Dir Dein Bett besser auf mit drei Decken und einem flauschigen Betttuch, so ist auch die harte Kante des Bettes verdeckt und Du kannst besser schlafen, nämlich bis Samstag, 02.03. 10.00 Uhr.

Samstag, 02.03.2013, 12. Post-OP-Tag und der 2. Tag zuhause
Du nimmst Deine von unserem Hausarzt verschriebenen pflanzlichen Kreislauftropfen ein. Mal sehen, ob sie Dir helfen. Lecker Frühstück mit Brötchen und Ei, danach ein Skip-Bo spielen mit Papa und mir, danach Ausruhen. Nach dem Badezimmer gehst Du alleine (ich muss die Luft anhalten, aber es ist Dein großer Wunsch) an die frische Luft (die Sonne scheint so schön), nach 20 Minuten bist Du wieder da und musst Dich ausruhen.

Die nächsten Tage sind geprägt von vermehrtem Sitzen, Protestieren gegen die Medikamenteneinnahme (ich bin unerbittlich!), Protestieren gegen die Trombosespritze (ich spiele Lorenzo und lasse nicht mit mir verhandeln), Hinausgehen an die frische Luft, Liegen auf dem Sofa, Klavier spielen (ach, wie schön!)… und langsam den Kreislauf eine Etage höher bekommen.

Liebe Leonie, Du weißt, dass ich Dich NIEMALS alleine nach Neustadt hätte fahren lassen, was für eine Idee von Dir… Du hast alles so toll gemacht, ich habe große Hochachtung vor Dir! Du bist ein mutiges und optimistisches junges Mädchen, das nicht nur in cm an dieser schweren OP gewachsen ist!

Auch ich möchte Euch im Forum herzlich Dankeschön sagen für all Eure Unterstützung und aufmunternden Worte, für Euer Mitgefühl. Danke Stoni für Deine unermüdliche ehrenamtliche Arbeit! Danke an TheMally für die Dream-Team-Bildung mit Leonie! Ein besonderer Dank an dieser Stelle an Fr. Prof. Bullmann, an Hr. Prof. Halm, an Fr. Dr. Nieselt, an Hr. Dr. Messner, an Hr. Dr. Jablonski, an Fr. Dr. Beardi, an alle Schwestern und Pfleger der Station 40, an Pfleger Hans-Jürgen der ITS und an Lorenzo. Sie alle haben für ein wunderbares Ergebnis und eine Aufrichtung in jeder Hinsicht beigetragen und auch uns Eltern unterstützt!

In großer Dankbarkeit für Alles!

 

Habt ihr auch eine spannende oder außergewöhnliche Skoliose-Geschichte? Wenn du deine Geschichte hier veröffentlichen möchtest, dann melde dich bei mir...

zurück zur Übersicht

counter-box.de Counter-Box